Denise Seneca:  "Etrange et magique rencontre de deux êtres" -                           die außergewöhnliche und magische Begegnung zweier Wesen

 All die Jahre, seit dem ich die gestützte Kommunikation als therapeutisches Mittel anwende, bin ich stets immer wieder verwundert:  ist es möglich, dass man durch die Hilfe eines Vermittlers, an den Teil von uns Zugang finden kann, den man das Unterbewusstsein, höheres Selbst oder einfach die Seele nennt … und dadurch eine Befreiung der Persönlichkeit erfährt, sich von der Last der Vergangenheit befreit, wesentliche Dinge im Leben und im Verhältnis zu seinen Mitmenschen verändert…

 

Jeder hat dafür seine eigene Erklärung. Aber was hat es mit dieser wunderbaren Methode wirklich auf sich, von der der Psychoanalytiker Didier Dumas nicht zögert zu schreiben: „ Sie ist eine ebenso wichtige Entdeckung, wie die es Psychonalyse es im letzten Jahrhundert war.“

 

Es war Rosemarie Crossley, die in den achtziger Jahren das Konzept der gestützten Kommunikation eingeführt hat, um die Sprachunfähigkeit bei Patienten zu überwinden die an geistig- motorischen Behinderung oder Autismus leiden. Zehn Jahre später wurde diese Methode durch den Soziologen Douglas Birkel, Professor an der Universität von Syrakus in den Staate New York eingeführt. Als Lehrmittel, wie auch als Werkzeug für die Verständigung, ermöglicht die gestützte Kommunikation das Aufzeigen von Bildern, später auch von Worten anhand einer Schreibmaschine um Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken zu können.

 

Schließlich brachte die Orthophonistin Anne-Marguerite Vexiau die gestützte Kommunikation nach Frankreich. Ihr Beitrag war diese Methode zu einer Form der Tiefenkommunikation zu erweitern, sowohl mit Behinderten als auch mit gesunden Personen, Kindern und Erwachsenen. 

Dieser Zweig der gestützten Kommunikation wurde von ihr Psychophanie genannt, aus dem griechischen phan : enthüllen, ans Licht bringen. Es ist das ans Licht bringen der Tiefen der Seele.

Der therapeutische Wert der Methode liegt darin, dass man an die tiefen Schichten des Wesens heran treten kann, während die Kontrolle des Gedanklichen oder Intellekts umgangen wird.

in der Praxis

Wie verläuft eine Sitzung?

 Der "Gestützte" sitzt neben seinem" Stützer" vor einer Schreibmaschine oder der Tastatur eines PCs, und schreibt mithilfe des Stützers als Vermittler, einen Text, der eine besondere, ungelöste Situation betrifft, aktuell oder schon länger zurückliegend, eine Problematik anspricht, oder eine Orientierung für eine therapeutische Arbeit aufzeigt… ganz gleich, ob er eine Erhellung der Vergangenheit oder der Gegenwart bietet, hat der Text eine direkte Wirkung durch die einfache Tatsache, dass er geschrieben wird, sogar wenn er inhaltlich nicht etwas Neues bietet. Es ist die Befreiung durch das Wort.

 

Für den Gestützten ist dies ein besonderer Moment, wo er ohne willentlich zu sprechen, etwas ausdrücken kann, was für Menschen, die nicht gerne über sich reden sehr angenehm ist; so sieht er ein Dokument vor sich , das sowohl erhellend als auch bestätigend seine Lebenserfahrungen beleuchtet, er wird seine Wahrheit, seine Erlebnisse - ihre Interpretation durch sich selbst, als auch durch andere -  wiederfinden und zwar von einem übergeordneten Standpunkt aus . Er wird ungeahnte, oder nicht genutzte  Fähigkeiten entdecken. Die Psychophanie erlaubt an die Wurzeln der Blockaden zu gehen und unbewusste Widerstände aufzulösen, Ängste und emotionale Überlastungen zu analysieren.

 

Die Kommunikation nimmt hier andere Wege als die bisher bekannten, der Stützer ist nicht einfach Schreiber, indem er als Mediator der Kommunikation agiert, sondern er bietet dabei seine eigene Struktur an: seinen Wortschatz, seine Persönlichkeit, seine Kultur, seiner Art zu denken, seine Erlebnisse. Es entsteht eine wechselseitige Beziehung zweier Bewusstseine: ein Dialog von Unterbewusstsein zu Unterbewusstsein richtet sich ein, der den beiden Partner völlig unbewusst bleibt und lediglich durch den Text  objektiviert wird. 

 

Hypothesen

Wir können bis heute immer noch nicht eine Erklärung für diesen Vorgang geben, da ein entsprechend wissenschaftliches Modell fehlt. Eine Untersuchung wurde durch den deutschen Neurologen Georg Haffelder vorgenommen. Anhand von Elektroden wurde während einer Sitzung das lymbische System gemessen, wobei die Spuren von Alpha, Beta,Theta und Delta-Wellen zeigten, dass das Unterbewusstsein der Probanden stark gefordert war, sowie die rechte Gehirnhälfte der Gestützten und die linke Gehirnhälfte des Stützers. Man könnte an eine Verkoppelung der beiden Gehirnhälften denken, doch bleibt dies noch zu untersuchen.

 

Wie dem auch sei, die gestützte Kommunikation und die Psychophanie stellen die Frage nach der Benennung der verschiedenen Ebenen des Denkens, Bewusstseins oder Unterbewusstseins und öffnen bemerkenswerte Perspektiven in Therapie und Forschung.

Könnte man es nicht einfach so formulieren, dass durch diese Ausdrucksform in uns ein Raum entsteht,  wo Linderung und Heilung sich einstellen können.

 

Es ist eine Entlastung, die der Person verhilft sich zu verändern, weil eine Energieblockade, die durch versteckte Empfindungen oder Emotionen entstanden ist, gelöst wird und diese Energie nun frei zirkulieren kann. Nach meinem Verständnis ist diese Methode vielmehr eine energetische als eine psychotherapeutische.

 

Interessante Bemerkung: die Psychophanie kann von mehreren Mitgliedern einer Familie bei demselben Therapeuten in Anspruch genommen werden. Es ist eine kurze Therapie, in der Regel genügen wenige Sitzungen die man als solche, oder in Verbindung mit einer Psychotherapie nutzen kann.

 

Einige Auszüge aus Texten um die Technik anschaulich zu machen:

 

Eine junge Studentin, die über heftige Bauchschmerzen klagt schreibt: 

 

Ich sterbe am Mangel von Nützlichkeit, wenn ich mich unnütz empfinde, ist es wie ein Albtraum der mich auffrisst, der mich aufwecktt und der alles färbt was ich berühre. Ich bin aufgewachsen mit dem steten Bedürfnis nützlich zu sein, ohne wirklich gefunden zu haben, wie ich mich nützlich machen kann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meinen Eltern einen Sinn geben konnte,das ich  meine Rolle erfüllt habe, sondern etwas versäumt habe und dieses Versäumnis stört mich, lässt die Arbeit missraten erscheinen. Mein Leid auszudrücken ist mir verboten, ich verbiete es mir, das gehört zu vielen Verboten. Ich verbiete mir das, weil es nur ein ganz kleines Leid ist, im Verhältnis zu dem Leid um mich herum. Nur in mir ist dieses Leid lebendig und bewohnt mich. Etwas für mich zu tun, ohne darauf zu achten, was man alles von mir erwartet, ist noch ein Verbot. Eine Maschine, eingewickelt in die Verpflichtungen nach Ergebnissen. Ein enormer Druck, den ich aufgebaut habe und der nach und nach angewachsen ist, Wie ein Ballon im Gleichgewicht, der zu platzen droht. Ich erlebe mich, als ob ich keine eigenen Bedürfnisse hätte und meine Emotionen, ich erlebe sie wie eine Niederlage, durch die Unfähigkeit sie zu kontrollieren. 

 

Sehr überrascht und etwas ratlos im ersten Moment, hat dieses junge Mädchen sich entschlossen sich anzustrengen, um zu lernen sich mit lauter Stimme auszudrücken und zu verstehen, was sie vom Leben erwartet. Ihre Bauchschmerzen waren nach einer Sitzung verschwunden.

 

Eine Frau um die 30 kommt, weil sie sich schlecht in ihrer Haut fühlt. Sie schreibt:

 

Ich benutze mich selber wie einen Putzlappen, der alles aufnimmt und putzt und ich bin dabei mich völlig aufzulösen. Auf andere Weise eine Berechtigung zu finden kann ich nicht, trotz der Grenze die dem Aufsaugen gegeben ist, wo dieses Arbeit aufhört. Ich habe immer das Gefühl, nie auf der Höhe zu sein; das bedrückt mich so sehr, dass ich an Objektivität verliere. Ich bemühe mich und erlebe mein Leben wie einen ewigen Aufstieg ohne Abstieg, Die ganze Zeit klettern und ich bekomme keine Luft mehr und dadurch, dass ich meine selbst Konstruktion auf der Basis des Dienen aufgebaut habe, was wird mir geschehen, wenn ich nicht mehr kann? Ich bin nicht in dem Stadium des" Ich will nicht mehr" sondern in der lähmenden Angst des "Ich kann nicht mehr". Der Weg von dem ich träume, wäre schmal, flach auf dem Lande, Ein wieder beleben der Weg um wieder meinen Atem finden, um endlich für mich zu existieren.

 

In diesem Fall ist es das in Worte-Kleiden eines tiefen Gefühls, in dem sich die Person vollständig  wieder erkennt, das sie aber nicht verbal hätte ausdrücken können. Es wirkt befreiend auf sie, wie eine Bilanz, die erlaubt ein Kapitel ihres Lebens zu abschließen und sich dadurch Zugang zu einem anderen zu verschaffen.

 

Ein Herr im Alter von 60 Jahren, dessen Vater unbekannt ist schreibt:

 

Ich habe nicht begriffen, dass ich in meinem Leben als Mann so wenig wurzeln haben Ich bin aufgewachsen in die Höhe in die Breite,aber immer auf unsicherem Grund. Ich habe mich immer damit abgefunden aber Ich gelange an einen Punkt in meinem Leben, wo ich gerne aufgenommen hätte und das geschieht indem ich beginne zu leiden… Ich habe mich immer bemüht in alles was ich tat meinen guten willen zu liegen, Als ob ich mich gezwungen hätte den Fehlschlag zu vergessen. Meine Geburt war ein Flop, Ich habe Ich habe sie als solchen erlebt, Und es ist nicht erstaunlich dass ich so sehr gekämpft habe, um dieses unangenehme Bild zu löschen und es durch ein angenehmeres zu ersetzen. Ich bin niemand böse, Allein das ich mir wünschte, wäre von meinem Verpflichtungen befreit zu sein und ein bisschen für mich zu leben. Mir gehören. Ich spüre, wenn ich mir gehörte, könnte ich einige Türen schließen, die noch weit geöffnet sind. Ich spreche von dem Schuldgefühl, dass wir lastet und gegen das ich viel gearbeitet habe, Aber ohne Erfolg.

 

Einen Monat später schreibt er: 

 

Ich fühle mich sauberer, wie befreit von einem Film, der auf meiner Haut klebte. Ich war ein guter Sohn, ein guter Sohn meiner Mutter, Nicht ein guter Sohn des Vaters. Als ob ich nicht so gleich der Sohn meiner Mutter und dir meines Vaters sein konnte. Das Verbot ist da, unausgesprochen, aber in der Schwebe wie eine Drohung. Eine wahre Bedrohung wie eine Atombombe.

 

Zu meinem Vater zu gehen, hätte bedeutet die Bombe zum explodieren zu bringen und das ganze Universum in Stücke zu legen; Wie kann man sich auch anders verhalten in diesem Fall, als die Bombe zu respektieren und den Auslöser zu meiden. Meine Verantwortung, mein Verantwortungssinn war aufs äußerste gesteigert. Ich habe mich völlig dem Universum meiner Mutter hingegeben und alles getan. Ich erstickte. Aber für nichts in der Welt hätte ich etwas in Bewegung gesetzt, was die Zerstörung herbeigeführt hätte. Angst auch vor der Selbstzerstörung, weil ich in diesem Universum war. Eine Architektur zu errichten, die stark genug war, um durchzuhalten, ein Leben lang, das war mir möglich durch meinen Verantwortungssinn. Kind, verantwortlich für seine Familie. Schließlich ein Mann verantwortlich für seine Familie. Ich bin hier, um die Fackel meines Scheiterns abzugeben, weil es nicht mein Scheitern ist, weil trotz eines Weges, der mit Minen versetzt war,habe ich es geschafft mich zu finden. Nicht in die Luft zu gehen, etwas aufzubauen, das sich bewährt hat. Kein Scheitern, ich nehme das Scheitern, ich schaue es gerade an,weit weg von mir und ich begrabe es tief und vergesse es. Ich habe Lust auf Bequemlichkeit, über der materiellen Notwendigkeit, die Bequemlichkeit von jemanden, der seine Arbeit getan hat und dies mit Leib und Seele. Ich habe ein ruhiges Gewissen und das ist es, was ich schwarz auf weiß schreiben will.

 

Einige Sitzungen haben ihm geholfen einen alten Schmerz zu integrieren und zu verarbeiten. Er hat nichts Neues ausgedrückt, Aber das in Worte-Kleiden seiner tiefen Gefühle, über die zu sprechen ihm unmöglich war, hat ihm erlaubt sich leichter zu fühlen. Und seine ganze Familie war darüber sehr glücklich.

 

Denise Seneca ist Therapeutin in Chinesischer Medizin und Psychophanie.